Den Duden gegen den Strich lesen

Foto: Atemlos von A bis Z – Marathonläufer hetzen durch den Duden.

Wir lesen den Duden von A bis Z laut vor. Das geht ihm gegen den Strich – und entlockt ihm abgefahrene Assoziationen und dadaistische Klänge. 

Wörterbücher sind fantasielose Pedanten. In streng alphabetischer Reihenfolge reihen sie Wort an Wort, erklären Bedeutung, Aussprache, Grammatik. Man nimmt sie zur Hand, um ein Wort nachzuschlagen, dann legt man sie wieder weg.

Wörterbücher sind nicht darauf angelegt, von vorne bis hinten gelesen zu werden. Dagegen sträuben sie sich. Aber ihren wahren Reiz zeigen sie erst dann, wenn man genau das macht – und sie laut deklamiert.

  • Plötzlich tun sich unerwartete und verblüffende neue Zusammenhänge und Assoziationen auf: Der Domherrin folgt die Domina auf dem Fuss, nur ein Wort trennt das Luftloch von der Luftmatratze und der Spulwurm ringelt sich vom Spülwasser direkt in den Spumante – Prost!
  • Atemberaubend sind die Bögen, die der Duden auf einer Seite schlägt: Vom biblischen Dornbusch bis zum downloaden des 21. Jahrhunderts – 2000 Jahre Geschichte in 100 Wörtern, das kann nur der Duden. Er überwindet mühelos riesige Distanzen (Lukmanier–Lusaka), wirft Fragen auf (Ist Kufstein kulturfeindlich? Wie sieht in Hiddensee die High Society aus?) und lässt das Kopfkino rattern (Seismologin unter der Sektdusche). Das beste daran: Jede neue Dudenauflage bringt neue Zusammenhänge. So handelt die neuste Auflage (26.) das Thema Bürgerrechte sinnigerweise auf der Seite Bundestrojaner–Bürgersprechstunde ab.
  • Und zwischen all den vielen unscheinbaren Allerweltswörtern lassen sich immer wieder wahre Wortperlen entdecken, denen man nur begegnet, wenn man den Duden von vorne bis hinten durchliest: Ehrpusselig, Erdschlipf, Fickfacker, quinkelieren …
  • Beim Vorlesen entwickelt der Duden zudem einen eigenwilligen Sound, es entstehen dadaistische Lautgedichte und ein mitreissender Sprach- und Klangteppich: der Duden rockt, er rattert, er röchelt, er säuselt, er lullt ein – Spoken Word in Reinkultur.

Du hast Lust auf ein ungewöhnliches Sprachspiel? Dann nichts wie ab an den Start.

Du bist noch skeptisch? Dann hör dir an, wie der Duden tönt.